Paola Cortellesi in Morgen ist auch noch ein Tag
Fünf Filmtipps für den Frühlingsanfang
Moin liebe Kinogängerinnen, liebe Kinogänger und alle dazwischen und außerhalb,
ich hoffe ihr hattet schöne und besinnliche Ostertage. Der Frühling steht nun vor der Tür, was im April für Hamburg oft heißt viel Regen und dazwischen die wenigen schönen Tage zu erwischen. Die Temperaturen schwanken zwischen 4°C und 23°C. Dieser unbeständige Monat lässt sich daher super mit Kino füllen. Ich. möchte euch daher fünf Filme vorstellen, die sich meiner Meinung nach lohnen auf der Kinoleinwand zu sehen.
Zu zwei bereits etwas bekannteren Filmen, gesellen sich drei Perlen, die viele von euch vielleicht nicht auf dem Schirm haben. Meine fünf Filme sind "Morgen ist auch noch ein Tag", "Sieger sein", "Evil does not exist", "Challengers - Rivalen" und "Sterben".
Morgen ist auch noch ein Tag
Mit "Morgen ist auch noch ein Tag" ist Regisseurin und Hauptdarstellerin Paola Cortellesi einer der bewegendsten und kreativsten italienischen Filme der letzten Jahre gelungen. Über fünf Millionen Menschen strömten dafür in Italien ins Kino und war somit noch vor Barbie und Oppenheimer der erfolgreichste Film 2023. Mit gutem, intelligentem Humor und gleichzeitig einem ernsten Auge behandelt Cortellesi, Emanzipation, Macho-Kultur und Familie und lässt dem Publikum genug Spielraum seine eigenen Gedanken und Reaktionen zu entwickeln.
Worum geht es?
Rom, 1946 nach der Befreiung vom Faschismus. Delia (Paola Cortellesi) ist die Frau von Ivano (Valerio Mastandrea) und Mutter dreier Kinder. Zwei Rollen, in die sie sich voller Hingabe fügt. Obendrein bessert sie die Haushaltskasse mit vielen kleinen Hilfsarbeiten auf, um die Familie über Wasser zu halten. Ivano hingegen fühlt sich berechtigt, alle daran zu erinnern, wer der Ernährer ist. Nicht nur mit Worten. Körperliche und psychische Gewalt gehören für Delia zum Alltag. Bis ein mysteriöser Brief eintrifft, der ihr den Mut gibt, alles über den Haufen zu werfen und sich ein besseres Leben zu wünschen, nicht nur für sich selbst …
Wenn ihr "Das Leben ist schön" oder "Das Lehrerzimmer" mochtet dürft ihr diesen Film nicht verpassen.
Morgen ist auch noch ein Tag läuft seit dem 04.04. im Koralle Kino und im Studio Kino in der OmU Fassung
Ab 18.04. im Elbe Filmtheater Ab 25.04. im Blankeneser Kino
Sieger sein
Die Mädchen-Fußballmannschaft in Sieger sein
"Sieger sein" hat auf der Berlinale einige Wellen geschlagen. Regisseurin Soleen Yusef verarbeitet in ihrem Film zum Großteil ihre eigene Geschichte. Der Film beschäftigt sich mit den Fragen, die in der Migationsdebatte oft zu kurz kommen. Wie geht es eigentlich den Menschen, die hierher flüchten müssen? Wie kommen diese Menschen in dem neuen Land zurecht? Wie schwierig ist die Integration eigentlich für diejenigen die sich integrieren wollen?
Yusef setzt sich sehr geschickt und nie mit dem erhobenen Zeigefinger mit Themen wie Freundschaft, Multikulturalismus, Mobbing, Geschlechtergleichheit, Rollenbildern und Integration auseinander. Fußball spielt zudem auch noch eine zentrale Rolle.
Worum geht es?
Die elfjährige Mona (Dileyla Agirman) ist mit ihrer kurdischen Familie aus Syrien geflüchtet und kommt auf eine Schule im Berliner Wedding. Mona kann kein Wort Deutsch, aber Fußball. Der engagierte Lehrer Herr Chepovsky (Andreas Döhler), kurz Herr Che, erkennt ihr außergewöhnliches Talent und nimmt sie in das Mädchenteam auf. Mona ist eine Kämpferin, merkt aber bald, nur wenn sie und die anderen Mädchen zusammenspielen, können sie auch Sieger sein.
Ein Film für kleine und große Kinogänger. Für Fans der Filme "Die wilden Kerle, "Das Lehrerzimmer", "Sonne und Beton" und "Das schönste Mädchen der Welt".
Der Film läuft ab dem 11.04. im Elbe Filmtheater und Koralle Kino.
Später auch im Blankeneser Kino und Studio Kino .
Evil does not exist
Ayaka Shibutani und Ryûji Kosaka in The Evil does not exist
Nach seinem Oscar-prämierten Film „Drive My Car“ gelingt Ryūsuke Hamaguchi mit "Evil does not exist" eine poetische Parabel über die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur. Dieser subtil und präzise erzählte Film beweist erneut, dass Hamaguchi einer der spannendsten Stimmen des Independent-Kinos ist.
Worum geht es?
Takumi und seine Tochter Hana leben im Dorf Mizubiki in der Nähe von Tokio. Sie führen ein bescheidenes Leben im Einklang mit der Natur und schätzen die Abgeschiedenheit. Der Frieden wird allerdings gestört, als ein Unternehmen aus Tokio Pläne zum Bau einer Glamping-Anlage in unmittelbarer Nähe vorstellt. Schnell wird klar, dass der Luxus-Campingplatz schwerwiegende Folgen für das ökologische Gleichgewicht der Region und das Leben der Dorfbewohner mit sich bringen wird. Um die Wogen zu glätten, schickt das Unternehmen zwei Vertreter nach Mizubiki. Doch statt in einer Lösung, mündet der Konflikt in einer Situation mit tiefgreifenden Auswirkungen – für alle.
Für alle die "Drive my Car", "Perfect Days" oder "Fallende Blätter" mochten.
Ab dem 18.04. im Studio Kino
Challengers - Rivalen
Zendaya in Challengers - Rivalen
Entweder man hasst oder man liebt es. Ich denke dieser Satz lässt sich super auf Luca Guadagnino's neuesten Film "Challengers - Rivalen" anwenden. Bezogen vor allem auf die Themen im Film: Tennis, Kapitalismus, Konkurrenzkampf, Macht und vielleicht auch auf den Film selbst. Die Kamera ist teilweise so nah dran, dass man das Gefühl bekommt einen Regenschirm zu brauchen, um nicht vom herumfliegenden Schweißtropfen erwischt zu werden. Das Phänomen Zendaya die hier auch als Produzentin agiert, erklärt sich hier wohl am deutlichsten.
Worum geht es?
In „Challengers – Rivalen“, dem neuen Werk des visionären Filmemachers Luca Guadagnino, spielt Zendaya die Hauptrolle des ehemaligen Tennis-Wunderkinds Tashi Duncan. Die zielstrebige Powerfrau arbeitet inzwischen erfolgreich als Trainerin und hat ihren Ehemann (Mike Faist, „West Side Story“) zum Champion aufgebaut. Weil sich dieser jedoch in einem Formtief befindet, bringt Tashi ihn dazu, an einem unterklassigen Turnier teilzunehmen, um zu alter Stärke zurückzufinden. Der Comeback-Plan nimmt allerdings eine überraschende Wendung, als Tashis Mann gegen den gescheiterten Patrick (Josh O’Connor, „The Crown“) antreten muss – seinen ehemaligen besten Freund und Tashis früheren Lebensgefährten. Während Vergangenheit und Gegenwart aufeinanderprallen und die Spannungen hochkochen, muss sich Tashi eine entscheidende Frage stellen: Wie weit gehe ich, um zu gewinnen?
Für Fans der Filme "Call me by your name", "Zwei an einem Tag" oder "I Tonya".
Ab dem 25.04. im Studio Kino
Ab dem 09.05. im Elbe Filmtheater
Danach auch im Blankeneser Kino und Koralle Kino
Sterben
Lars Eidinger in "Sterben"
Ich bin ehrlich, bei einen Film mit dem Titel "Sterben" und eine Lauflänge von drei Stunden musste ich tatsächlich zweimal drüber nachdenken, ob ich mir das geben möchte. Doch ich sollte eines Besseren belehrt werden.
Selten haben mich 180 Minuten Film so sehr in den Bann gezogen. Ich habe das Gefühl bekommen nach dieser Dreistunden-Erfahrung, stückweit ein anderer Mensch zu sein. Dieser Film kommt mit so einer Wucht, dass ich mich danach erstmal schütteln musste. Matthias Glasner's neuer Film beschäftigt sich so real, so mitfühlend, so schmerzlich, so makaber mit dem Thema Sterben und die Auswirkungen auf die direkten Personen und die Personen im Umfeld, wie ich es selten in einem anderen Film bisher gesehen habe.
Der Film spielt zudem 50% in Berlin und 50% in Hamburg und schenkt einem auch mal die Momente "Ach schau mal das ist doch da und da".
Worum geht es?
In STERBEN geht es um die Familie Lunies, die schon lange keine mehr ist. Erst als der Tod, der alte Bastard, auftaucht, begegnen sie sich wieder. LISSY LUNIES (Corinna Harfouch), Mitte 70, ist im Stillen froh darüber, dass ihr dementer Mann GERD (Hans-Uwe Bauer) langsam dahinsiechend im Heim verschwindet. Doch ihre neue Freiheit währt nur kurz, denn Diabetes, Krebs, Nierenversagen und beginnende Blindheit geben ihr selbst nicht mehr viel Zeit. Im Zentrum dieses Panoptikums der Todgeweihten aber steht ihr Sohn, der Dirigent TOM LUNIES (Lars Eidinger), Anfang 40. Mit seinem depressiven besten Freund BERNARD (Robert Gwisdek) arbeitet er an einer Komposition namens „Sterben“ und der Name wird zum Programm.
Gleichzeitig macht ihn seine Ex-Freundin LIV (Anne Bederke) zum Ersatzvater ihres Kindes, das eigentlich auch sein eigenes hätte sein können. Toms Schwester ELLEN LUNIES (Lilith Stangenberg) beginnt währenddessen eine wilde Liebesgeschichte mit dem verheirateten Zahnarzt SEBASTIAN (Ronald Zehrfeld). Die beiden verbindet die Liebe zum Alkohol, denn nichts befreit mehr als ein trockener Martini. Sie verweigert es im System zu funktionieren und wählt stattdessen die Lust und den Rausch. Aber alles im Leben hat seinen Preis.
Sterben ist in diesem Jahr für 9! Preise beim deutschen Filmpreis nominiert (Rekord). Unter anderem für Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin, Bestes Drehbuch und beste Filmmusik.
Der Film läuft am dem 25.04. im Elbe Filmtheater und Koralle Kino
Ab dem 09.05. im Blankeneser Kino und Studio Kino
Ich hoffe wir sehen uns im April in einem unserer Kinos. Vielleicht zu einem der fünf Filme, oder vielleicht gleich zu allen Fünfen.
Ich bin auf eure Meinungen zu den Filmen gespannt.
Falls ihr berichten möchtet, gerne vor Ort, per Mail oder per Instagram.
Meine Mai-Tipps folgen dann Anfang Mai.
Euer
Nick