5. Dezember 2021

Natürlich Gaga

Michael Eckert
Kolumnist

Mord im Modemilieu, Skandal um die Marke Gucci! Maurizio Gucci, Enkel des Firmengründers Guccio Gucci, wird nach jahrelangem Zwist in der Familie umgebracht. Im Verdacht, die Tat in Auftrag gegeben zu haben: Patrizia Reggiani, Maurizios Ex-Frau. Die spektakulären Umstände des Anschlags beschäftigen Mitte der 1990er Jahre die Weltpresse. Ein Mord wie aus einem Krimi! Da erscheint es fast verwunderlich, dass mit „House of Gucci“ erst jetzt der Spielfilm zum Familiendrama ins Kino kommt.

Regisseur Ridley Scott plante die Verfilmung seit 2009, und seither wurde darüber spekuliert, wer die Rolle der Patrizia Reggiani übernehmen sollte. Natürlich Lady Gaga, sagen wir heute. Pop-Megastar, Schauspielerin, Tänzerin. Die Lady ist prädestiniert für aufsehenerregende Auftritte – und sie kommt aus einer Familie mit italienischen Wurzeln.

House of Gucci

2009 jedoch hatte Lady Gaga gerade erst ihr zweites Album veröffentlicht und einige Musikvideos gedreht. Ihr erster und bis dahin einziger Auftritt vor einer Filmkamera war schon acht Jahre her und war auch niemanden aufgefallen: 2001 hatte sie einen kichernden Teenager in einer Folge der Serie „Die Sopranos“ gespielt. Ihre Rolle: „Girl at Swimming Pool #2“. Damals hieß Lady Gaga noch Stefani Joanne Angelina Germanotta, aber schon damals wollte sie sich mit der #2 nicht abfinden. Ihren ersten Song hatte sie mit 13 geschrieben, ihren ersten Auftritt mit 14.

Mit 17 verließ das 1986 in New York geborene Ausnahmetalent Schule und Elternhaus und arbeitete intensiv an der Karriere als Sängerin und Songwriterin. Sie hatte wenig Geld. Die Vorliebe für ausgefallene, exzentrische Outfits ließ sie jedoch nie los: „Ich liebe Dolce & Gabbana, ich liebe Versace. Ich kann meine Miete nicht bezahlen, aber ich bin verdammt glamourös.“ Ihr Debütalbum „The Fame“ wurde 2008 veröffentlicht, erreichte in den USA sowie in fünf weiteren Ländern die #1 in den Charts.

Lady Gaga in der Serie "The Sopranos"

Viele weitere Hits und zahllose Auszeichnungen folgten, aber erst seit 2019 ist sie auch als Schauspielerin top.

Es war das Jahr, in dem Lady Gaga für die Hauptrolle in „A Star Is Born“ für den Oscar nominiert und ihr Filmsong „Swollow“ mit dem Preis ausgezeichnet wurde. Großartig. Aber mehr noch als die anfangs zögerliche Ally in „A Star Is Born“ ist ihr der Charakter der extravaganten Patrizia Reggiani auf den Leib geschrieben.

Lady Gaga und Bradley Cooper in "A Star is born"

Beim Dreh, sagt die Lady, hätte sie sich so sehr in Patrizia vertieft, dass sie manchmal zwischen Rolle und Realität nicht mehr unterscheiden konnte. Die verrückte Welt des Glamours, hier geht sie an ihre Grenzen. Und je bizarrer der Stoff, desto Gaga.

Bis zum nächsten Mal

Euer meck