Denis Ménochet in Wie wilde Tiere
Vier Filmtipps als kleine Auszeit im Weihnachtsstress
Die filmromantischte Zeit des Jahres beginnt in wenigen Tagen. Eine Zeit, die mit Plätzchen backen, Glühwein trinken und Weihnachtsfeiern vollgestopft ist. Aber auch in dieser Zeit lohnt es sich einmal dem Weihnachtsstress zu entfliehen, um es sich für ein paar Stunden im Kinosaal gemütlich zu machen. Vier Filme möchte ich euch für diese Zeit ans Herz legen, vielleicht nicht unbedingt romantisch, dafür sehr intensiv und spannend. Die vier Filme für diesen Monat sind "Wie wilde Tiere", "All eure Gesichter", "Perfect Days" und "Sterne zum Dessert".
Wie wilde Tiere
Dieses Jahr hat mich wohl kaum ein Film so sehr auf meinem Stuhl hin und her rutschen lassen wie "Wie wilde Tiere" bzw. "As Beastas" im Original. Die Konfliktspirale dreht sich so tief, dass ich mich zurückhalten musste, nicht gen Leinwand zu rufen. Der spanische Thriller wurde in diesem Jahr zudem verdient bei den spanischen Filmpreisen mit 9 Auszeichnungen geehrt unter anderem Bester Film, Beste Regie und Bester Hauptdarsteller.
Worum geht es?
Antoine und Olga haben den Neuanfang gewagt. Das Ehepaar kehrte Frankreich den Rücken zu und fand in einer kleinen Gemeinde im Landesinneren Galiziens eine neue Heimat. Dort arbeiten sie hart, bestellen ihr Fleckchen Land und leben von dem, was sie erwirtschaften. Doch so sehr sich Antoine und Olga auch bemühen, die Einheimischen begegnen ihnen meist mit Argwohn und Ablehnung: Zu tief ist der Graben zwischen den ortsansässigen Bauern, die dem Kreislauf von schwerer Arbeit und Perspektivlosigkeit entkommen wollen, und den beiden Aussteigern, die sich für ein Leben im Einklang mit der Natur einsetzen.
Als Antoine das Vorhaben ihrer Nachbarn, den Anta-Brüdern, unterwandert, Land für den Bau von Windrädern zu verkaufen, verwandelt sich der schwelende Konflikt in unverhohlene Feindseligkeit. Während sich die Männer in einer zunehmend eskalierenden Spirale der Angst und Gewalt verlieren, ist es schließlich Olga, die mit tiefer Entschlossenheit einsam und stoisch ihren schweren Weg geht, um für Gerechtigkeit zu sorgen.
Der Film ist für alle, die spannende Thriller wie "The Guilty" oder "Anatomie eines Falls" mochten.
Der Film startet ab dem 07.12. im Studio Kino und Koralle Kino. Danach auch im Blankeneser Kino
All eure Gesichter
Adèle Exarchopoulos und Élodie Bouchez
"All eure Gesichter" ist für mich die größte Überraschung des Jahres. Die ersten fünf bis sieben Minuten wirkten für mich, als würde ich in einem klassischen französischen Arthouse-Film sitzen, als dann aber Nassim (Dali Benssalah) durch die Tür tritt und der Film mit seinem Kernthema beginnt wurde ich mit durch die Tür gezogen und bin bis zum Ende des Filmes auch nicht mehr rausgekommen.
Es ist sehr spannend zu beobachten, wie stark sich das neue französische Kino mit Céline Sciamma, Julia Ducournau, Ladj Ly und nun auch Jeanne Herry neu aufstellt.
Worum geht es?
Auf den ersten Blick haben Gregoire, Nawelle, Sabine und Chloe nichts gemeinsam - bis auf die Tatsache, dass sie Opfer von Verbrechen wurden. Jetzt nehmen sie freiwillig an einem Programm für eine Täter-Opfer-Aussprache teil, in dem sie auf Kriminelle treffen, die für ihre Taten im Gefängnis sitzen. Für beide Seiten beginnt eine emotionale und schwierige Reise, in der es Mut, inneres Vertrauen und Freunde braucht, um Ressentiments zu überwinden - und sich vielleicht Wege finden, die Schatten der Vergangenheit zu besiegen.
Der Film ist für alle die sich auf ein intensives Thema und einen intensiven Film einlassen können, dann verspreche ich hat der Film Potential, dass intensiv am Weihnachtstisch diskutiert wird.
Der Film läuft ab 14.12. im Studio Kino und Koralle Kino. Später dann auch im Elbe Filmtheater.
Perfect Days
Koji Yakusho und Aoi Yamada
"Perfect Days" gehört für mich zu den drei besten Filmen des Jahres 2023. Es ist kaum möglich für mich ihn sachlich zu beschreiben und nicht gleich wieder ins Schwärmen zu geraten.
Angefangen mit der Entstehung des Filmes. Wim Wenders reist nach Tokio, um dort einen Werbefilm für die Stadt zu entwickeln aus der Idee spinnt sich ein kompletter Film, der für mich neben Der Himmel über Berlin und Paris, Texas zu den besten Filmen Wenders gehört. Hauptdarsteller Koji Yakusho ist die herausragende Figur des Films und wurde völlig zu Recht in Cannes als bester Hauptdarsteller geehrt.
Die unterschiedlichen Nebenfiguren sind so sensibel und stilvoll geschrieben und in Szene gesetzt, dass sie einem zum Lachen, Schmunzeln und Stirnrunzeln bringen. Der nostalgische 80er Jahre Soundtrack und die tollen unterschiedlichsten Tokio Bilder lassen einen durch den Film schweben. Daher meine Bitte an euch, schaut euch diesen Film unbedingt auf der großen Leinwand an! Wer danach nicht unbedingt nach Tokio möchte, hat definitiv den Beweis, dass die Stadt nichts für einen ist.
Worum geht es?
Hirayama reinigt öffentliche Toiletten in Tokio. Er scheint mit seinem einfachen, zurückgezogenen Leben vollauf zufrieden zu sein und widmet sich abseits seines äußerst strukturierten Alltags seiner Leidenschaft für Musik, die er von Audiokassetten hört, und für Literatur, die er allabendlich in gebrauchten Taschenbüchern liest. Durch eine Reihe unerwarteter Begegnungen kommt nach und nach eine Vergangenheit ans Licht, die er längst hinter sich gelassen hat. PERFECT DAYS ist eine tief berührende und poetische Betrachtung über die Schönheit der alltäglichen Welt und die Einzigartigkeit eines jeden Menschen.
Wer Jim Jarmusch Paterson mochte, wird auch Perfect Days mögen.
Der Film läuft ab 21.12. im Elbe Filmtheater, Koralle Kino und Studio Kino. Danach auch im Blankeneser Kino.
Sterne zum Dessert
Riadh Belaïche in Sterne zum Dessert.
Weihnachtszeit ist auch immer Naschzeit. Passend dazu startet ganz am Ende des Jahres der passende Film, um sich deutlich zu machen mit welcher Schönheit, das Naschen zelebriert werden kann. In Sterne zum Dessert schlüpft der französische Komiker Riadh Belaïche in die Rolle des Konditors Yazid Ichemrahen, der 2014 „Weltmeister des Eisdesserts“ wurde.
Da läuft einem das Wasser im Munde zusammen.
Worum geht es?
Bereits seit seiner Kindheit kennt Yazid nur eine Leidenschaft: Das Backen! Trotz vieler Hindernisse und einer bewegten Kindheit in zahlreichen Pflegefamilien, ist er wild entschlossen, Konditor zu werden. Mit Hartnäckigkeit und Einfallsreichtum gelingt es ihm, sich in der elitären Arena der Patisserie mit süßen Kreationen durchzusetzen. Von Paris bis Monaco arbeitet er für die besten Köche der Welt. Yazids Ziel ist es, der Beste in seinem Fach zu sein. Er möchte seinen Traum wahr werden lassen: die internationale Meisterschaft der Konditoren gewinnen!
Der Film ist eine Mischung aus "Willkommen bei den Sch'tis" und "Chocolat".
Ab dem 28.12. im Blankeneser Kino und Koralle Kino.
Ich hoffe wir sehen uns im Dezember in einem unserer Kinos. Vielleicht zu einem der vier Filme, oder vielleicht gleich zu allen Vieren.
Ich wünsche euch allen in jedem Fall wunderschöne und besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Meine Januar-Tipps folgen dann "Zwischen den Jahren".
Euer
Nick